Bild: Das obere Dorf von Maubec in der Provcence. © Uwe Niemeier
Impressionen einer Reise in die Provence - Der Kleine Luberon - Robion bis Bonnieux
Von Uwe Niemeier
Irgendwo dort, bei Maubec, in einem buschigen Tal zwischen den grün und weiß gepinselten Falten des Luberon, muss er gewesen sein: der Drehort für den berauschenden und auch verstörenden Film "Swimming Pool" (2003) von François Ozon. Charlotte Rampling als ausgebrannte Schriftstellerin und Ludivine Sagnier als luderhafte junge Frau liefern sich im Wechsel von Lust und Unlust ein voyeuristisches Spiel zwischen Komödie, Krimi und Mysterium.
Robion (Sterne des Südens, Teil 1) haben wir über die Departement-Straße 2 (D2) verlassen. Nach wenigen Minuten biegen wir am ersten Wegweiser Richtung Maubec und Oppède rechts ab auf die D29. Die abgelegene, schmale Dorfstraße hat den Charme, uns in guter Sichtweite zu den grün bewachsenen Kalksteinbergen und entlang üppiger Weinlagen zu führen. Vor uns öffnet sich ein wunderschöner Ausblick auf einen zarten, langgestreckten Buckel, auf dem sich die historische Altstadt von Maubec in eine füllige Natur schmiegt. Wir fahren bis zur Église Saint Maurice und lassen die moderne Neustadt rund um das Rathaus gleich hinter uns.
Über schiefes Kopfsteinpflaster und immer entlang einer mit viel Grün durchwachsenen Steinmauer steigen wir empor. Jeder Meter bringt uns mehr aus dem Alltag heraus und (ver-) führt uns in ein scheinbar verwunschenes Dorf mit grauen Hausfassaden und blauen Fensterläden. Ein alter Glockenturm aus dem 18. Jahrhundert springt theatralisch aus dem Fels heraus und reckt sich stufenförmig in den blauen Himmel. Die Marienstatue auf seiner Spitze scheint sehnsuchtsvoll in die Ebene zu blicken und nach der Leichtigkeit des Südens zu suchen, während in ihrem Rücken eine kleine Allee in eine schmale Senke mit Olivenbäumen, Obstgärten und Getreidefeldern gleitet. Ein verwunschenes Bergdorf eng am Luberon, mit Inseln schlanker Zypressen und umgeben von dichten Weinbergen.
Einige Steintreppen später sitzen wir am Fuße des Hügels im Restaurant La Bergerie. Von den rot-weiß eingedeckten Tischen blicken wir hinüber zu den Monts de Vaucluse im Norden. Hier, unter einem brüchigen Dach aus Schilfrohr und mit dem monotonen Konzert der Zikaden im Ohr, ist sie zu greifen, diese vielgepriesene Leichtigkeit des Südens. Der Zeit entrückt. Schein und Sein liegen eng beieinander. Wie in Ozons "Swimmingpool". Irgendwo dort, bei Maubec, in einem buschigen Tal zwischen den grün und weiß gepinselten Falten des Luberon.