Oben: Ménerbes im Luberon, Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Kleine Sterne des Südens

Impressionen einer Reise in die Provence - Der Kleine Luberon - Robion bis Bonnieux

Pause in Ménerbes. © Uwe Niemeier
Pause in Ménerbes. © Uwe Niemeier

 

 

4. TEIL: 

 

Ménerbes -

das Schiff aus Stein

 

Von Uwe Niemeier

Violette Kleckse in einem weit entfernten, verzauberten Land

Langgestreckt auf einem sattgrünen Bergrücken zwischen Oppède und Lacoste thront Menérbes. Graue Steinhäuser schießen heraus ins Blau des Himmels, und mit seinen trutzigen Wällen und Türmen wirkt die Kulisse wie ein steinerndes Schiff im Meer der Provence.

 

Der Tausend-Seelen-Ort hebt sich wie ein Urlaubsversprechen aus dem üppigen Umland. Und wir sind schon bei der Anfahrt über die D3 entlang nicht enden wollender Weinfelder und kultivierter Obstplantagen begeistert von dieser exponierten Lage. Eine Haarnadelkurve, dann geht es immer weiter bergan in Richtung Zentrum. Nur selten blitzen blaue Fensterläden zwischen üppigen Hecken am Rand der Piste auf. Und bis der verschlungene Wald um uns herum lichter wird, vergehen ein paar ruhige Fahrminuten. Schließlich bricht der Himmel unter riesigen Platanen wieder auf und wir sind am Ziel; das autofreie Bergdorf empfängt uns auf der Rue de la Fontaine wie auf einer kleinen Promenade. Dann aber geht es tief hinein. Eine Snackbar, Immobiliengeschäfte, Haustüren in Rot, Braun oder Ocker. Hier und da lockt ein kleines Café zur 

 

Rast, ein Bistro mit blauer Markise, ein Restaurant mit beigen Sonnenschirmen. Zwei Gastro-Terrassen zwängen sich in den Zwickel zwischen zwei Hauswänden. Wir folgen einer schmalen Gasse. Eine Boucherie, ein verschwiegenes Restaurant. Eine Boulangerie mit grünen Fensterrahmen und Holzregalen taucht auf aus einer längst vergessenen Zeit.

 

Wir folgen der Chemin du Portail, weiter hinauf, immer enger, vorbei an kleinen Weinstöcken, die an den Gebäudefassaden entlangklettern, vorbei an rauh-geschliffenen Felssockeln der ältesten Steinhäuser. Die Place de l'Horloge, das Bürgermeisteramt, ein Uhrturm, ein hübsches Geschäft für Trüffel und Wein aus der Region. Und ein Torbogen und eine Terrasse, die uns weit über die fruchtbare Ebene hinaus den Blick auf die kalkweiße Spitze des Mont Ventoux im Norden eröffnen.

Von dieser Aussichtsterrasse des steinernen Schiffes sehen wir tief hinein ins Herz der Provence. Das ist der Süden. Wir sehen die Lavendelfelder. Violette Kleckse in einem weit entfernten, verzauberten Land.


Blick von Ménerbes auf den knapp 2000 Meter hohen Mont Ventoux.
Blick von Ménerbes auf den knapp 2000 Meter hohen Mont Ventoux.

Tipp eins

  • Das Wichtigste zuerst: Parken in der Rue de la Fontaine, über die D3 kommen, Plätze (teils bewacht) sind ausgeschildert. In der Hauptsaison durchaus voll.

Tipp zwei

Tipp drei

  • Die meisten Cafés, Bistros und Restaurants sind fußläufig zu den Parkplätzen, u.a. im Übergang zu den kleinen Gassen und in der Avenue Marcellin Poncet. 

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Peter Mayle und die Folgen

Im Ménerbes, einem der schönsten Dörfer Frankreich, leben auch Menschen. Und das nicht erst seit Peter Mayle. Der 2018 verstorbene Schriftsteller aus England hat mit seinem autobiographisch geprägten Roman "Mein Jahr in der Provence" (1989) einen leichtfüßigen Reisebericht aus dem Herzen des Kleinen Luberon mit Schwerpunkt Ménerbes geschrieben. Sein britischer Humor, gepaart mit französischem Charme, wurde erst seinen Nachbarn und dann ihm selbst zum Verhängnis. Englische Touristen fluteten sein im Roman leichtsinnig beschriebenes Privatanwesen, die Immobilienpreise schossen angesichts einer Welle haussuchender Engländer in die Höhe, die Kosten für Lebensunterhalt und Restaurants zogen schmerzlich an. Mayle und Ehefrau flohen. Nach wenigen Jahren kehrten sie reumütig aus den USA zurück - in ein neues provenzalisches Paradies bei Lourmarin.