Bild oben: Blick aus der Stoa des Attalos, hellenistische Wandelhalle auf der Athener Agora. © Uwe  Niemeier

„Wir lieben, was wir tun“

Stephan Langheinz

führt seine Traditionskunsthand-lung in Darmstadt

in vierter Generation

in eine Zukunft zwischen digitalem Handel und analogem Geschäft.

Stephan Langheinz. © Uwe  Niemeier
Stephan Langheinz. © Uwe Niemeier

 

Von Uwe Niemeier

 

Kunst und Kultur genießen in der Stadt am Woog seit Generationen einen hohen Stellenwert – und wohl dem, der sich als Kunsthandel in der Stadt über viele Dekaden einen Namen machen kann. Die Kunsthandlung Langheinz in der Schulstraße ist einer dieser vielleicht letzten großen Familienbetriebe in Darmstadt, der auf eine über hundertjährige Tradition zurückblicken kann. Stephan Langheinz, Inhaber in vierter Generation, führt dieses Geschäft zusammen mit Ehefrau Verena in eine Zukunft zwischen digitalem Handel und analogem Geschäft – mit dem Firmenmotto: „110 Jahre und noch immer jung. Wir lieben, was wir tun.“ Ein Erfolgsmodell.

 

Der erste Eindruck im Geschäft in der Schulstraße macht neugierig und weckt den Spaß am Stöbern und Betrachten. Die reiche und bunte Auswahl von Drucken, Originalgrafiken und vielen Unikaten ganz unterschiedlicher Stilrichtungen ziehen den Besucher in die bunte Lebenswelt eines James Rizzi oder in die puristische Ästhetik eines Günther Uecker und Heinz Mack. „Bei der App-Generation ist der Wandel bereits eingetreten. Berg, Wald und Wiesen, der Bauer bei der Ernte – solche Bilder funktionieren in unserer Zeit nicht mehr“, umreißt Stephan Langheinz das Geschäft der Vergangenheit. „Heute arbeiten wir mit Zeitgenossen, und 95 Prozent der Künstler sind aus Deutschland.“ Eben wie Mack, Uecker.

 

Oder wie Vero. Genauer: Veronika Ermendörfer, wie die Künstlerin aus Darmstadt mit vollem Namen heißt. Ihre experimentellen Farbstürme durften Besucher im Herbst 2017 bei einer umfangreichen Werkschau in der Kunsthandlung entdecken. Stephan Langheinz gerät darüber immer noch ins Schwärmen, als er sich bei unserem Besuch aus dem sinnesgeprägten, aber geordneten Ambiente des Geschäftsraumes in die von Aktenreihen und -bergen geprägten Atmosphäre der funktionalen Büroräume zurückzieht.

 

Ob Uecker oder Vero, unsere ausgestellten Künstler werden derzeit gehypt, sie sind wichtig für die deutsche Nachkriegskunst“, sagt Stephan Langheinz fast beiläufig. Und stößt bereits ein neues Kulturfenster auf: „Für dieses Jahr, vermutlich im Herbst, haben wir eine neue Ausstellung bei uns in den Geschäftsräumen geplant. Peter Bauer. Karikaturen“, beschreibt er mit knappen Worten die nächsten Pläne. Der aus Wismar stammende Karikaturist entwirft mit spitzer Feder humoristische und satirische Grafiken, die dem niveauvollen Amüsieren über die Eigentümlichkeiten anderer gewidmet sind. Dabei lässt Peter Bauer auch Hunde und Katze nicht ungeschoren davonkommen.

 

Eine Kundin hatte dem in München zum Rahmenvergolder ausgebildeten Stephan Langheinz von einer Bauer-Ausstellung auf dem Kreuzfahrerschiff Aida berichtet, „nein vorgeschwärmt“, wie der 43-jährige betont. Das hatte ihn neugierig gemacht. Mit Folgen. Denn auch ihn überzeugten die Arbeiten des seit vielen Jahren in Rostock lebenden und mit Preisen ausgezeichneten Karikaturisten. Erneut ein richtungsweisender Weg.

 

Seine Art der Neugier, die Antenne für neue, moderne Themen hat Stephan Langheinz von seinem Vater geerbt, wie er bekennt. „Er war ein Macher, der viele Themen aufgegriffen hat. Seinen Mut und seine Offenheit habe ich übernommen.“ Vom Großvater stammen die Ethik, die Einstellung und der Anspruch an die eigene Arbeit, erzählt Stephan Langheinz weiter aus der langen Familienchronik. Und vergisst dabei auch nicht die Uroma, die nach dem 2. Weltkrieg in einem zerstörten Darmstadt die treibende Kraft beim Wiederaufbau war. Gegründet wurde das Geschäft jedoch 1905 von seinem Urgroßvater. Der gelernte Glaser aus dem lebenslustigen Mainz hatte den Sprung nach Darmstadt just in dem Jahr gewagt, als Großherzog Ernst Ludwig seine Prinzessin Eleonore ehelichte.

 

Das ist sehr lange her und liegt drei Generation zurück. Belastet Stephan Langheinz manchmal diese Familientradition? „Manchmal schauen die Vorväter schon auf einen runter“, sagt er und blickt auf die alten Familienportraits über ihm an der Wand. „Aber ich bin ja damit aufgewachsen.“ Und wenn der Stress und die Belastung einmal zu groß werden? „Dann kochen meine Frau und ich sehr gerne gemeinsam, am liebsten meine Leibgerichte – mal bayerischen Schweinsbraten, mal mediterranen Fisch oder Pasta.“ So bleiben sie auch in der Küche ihrem Firmenmotto treu. „Wir lieben, was wir tun.“

 

 

Kunsthandlung Langheinz

Schulstraße 10,

64283 Darmstadt

 

 

 

 

Aus dem www-Auftritt/Über uns:

110 Jahre und noch immer jung. Wir lieben, was wir tun. In unseren Geschäftsräumen finden Sie Unikate, zeitgenössische Grafiken, Gemälde, Aquarelle und Rahmen in sämtlichen Farben und Formen. Die Palette unserer Dienstleistung ist breit gefächert. Wir restaurieren Gemälde, bieten Galerieschienen, statten Büro- und Praxisräume mit Bildern aus. Unser Anspruch ist es, Ihnen bestmögliche Arbeit abzuliefern. Das fängt schon bei der Beratung an, bei der wir ausführlich und ohne Zeitdruck mit Ihnen den richtigen Rahmen für Ihr Bild aussuchen. Egal, ob es ein handgemachter Vergolderrahmen oder ein einfacher Wechselrahmen ist. Wir nehmen uns Zeit für Sie und sind erst zufrieden, wenn Sie es sind.“

 

Erschienen im Magazin "M" im Verlag Ulrich Diehl, Darmstadt, Ausgabe Juni 2018

http://m-dasmagazin.de/wir-lieben-was-wir-tun